Lieferkette

Verantwortung übernehmen

Unsere Verantwortung hört nicht an den STIHL Werkstoren auf: Bei der Zusammenarbeit mit unseren weltweit mehr als 10.000 Lieferanten stellt STIHL den Anspruch an rundum verantwortungsvolle Arbeits- und Geschäftspraktiken sowie Umweltschutz und Transparenz entlang der Lieferketten. Gemeinsam mit unseren Zulieferunternehmen schaffen wir ein Optimum aus Qualität, Preis, Verfügbarkeit und Rechtssicherheit – und achten dabei ebenfalls auf Emissionsreduktion und Ressourcenschutz.

SDG 8 - Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Organisation und Verantwortlichkeiten

Für eine zentrale und effiziente Bedarfsbündelung und um die Versorgung mit Rohstoffen zu sichern, übernimmt das STIHL Stammhaus die führende Rolle innerhalb des Einkaufsnetzwerks und gibt die Einkaufsstrategie für die gesamte STIHL Gruppe vor. Geregelt wird dies durch interne Richtlinien und Standards, um standardisierte Prozesse und Beschaffungsprinzipien sicherzustellen. Der Bereichsleiter Einkauf berichtet direkt an den Vorstand Produktion und Materialwirtschaft und entwickelt gemeinsam mit den verantwortlichen Abteilungsleitern die globale STIHL Einkaufsstrategie. Beschaffungsteams, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Bereiche Einkauf, Qualitätssicherung und Beschaffungslogistik zusammensetzen, sorgen in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit für eine effiziente gruppenweite Umsetzung der Strategie und der Beschaffungsprinzipien. Sogenannte Commodity-Manager steuern die Beschaffung und die Aktivitäten einer gesamten Warengruppe. Leading Buyer sind der Kontakt zum Lieferanten, wählen gemeinsam mit dem Commodity-Manager die Lieferanten für einzelne Waren der Warengruppe sorgfältig aus und verhandeln die Konditionen. Komplettiert wird diese Struktur von Commodity-Buyern. Sie haben die jeweiligen Märkte im Blick, um ortsspezifische Anforderungen und Kriterien in die Beschaffungsstrategie der Warengruppen einzubringen.

Als international agierendes und global produzierendes Unternehmen kaufen wir grundsätzlich unsere benötigten Bedarfe weltweit ein. Innerhalb unseres Produktionsverbundes streben wir an, Rohstoffe und Vorkomponenten für die Fertigung soweit möglich auf dem jeweiligen Kontinent zu beschaffen, wo sie verarbeitet werden, und damit die Logistikwege möglichst kurz zu halten.

Lokales Einkaufsvolumen1 von Serienmaterial
(nur Produktionsgesellschaften)

Einkaufsvolumen der wesentlichen Serienmaterialien nach Materialart1

Nachhaltige Einkaufsentscheidungen

Stahl, Magnesium, Kunststoff oder elektronische Module – auf Rohstoffe und Vorkomponenten wie diese entfällt ein großer Teil unserer eingekauften Materialien, denn wir stellen viele wichtige Komponenten für unsere Produkte selbst her. Mit einer Fertigungstiefe von über 50 Prozent schützen wir nicht nur unser Know-how, sondern können auch die einzelnen Produktionsschritte selbst steuern und damit unsere hohe STIHL Qualität gewährleisten. Betrieb, Wartung und Reparatur unserer Anlagen, IT-Dienste und Fachdienstleistungen bilden im Bereich der indirekten Bedarfe die größten Posten.

Damit unsere Produkte möglichst ressourcenschonend gefertigt werden können, wollen wir bis 2024 eine Strategie für solche Rohstoffe ausarbeiten, die aus Umweltsicht als kritisch zu definieren sind. Ziel ist es, deren Beschaffung nachhaltiger zu gestalten oder sie frühzeitig zu substituieren. Darüber hinaus streben wir – außer in unseren eigenen Fertigungsprozessen – auch in unserer Lieferkette an, schädliche Prozesschemikalien zu reduzieren. Dafür werden wir bis 2025 einen Maßnahmenplan erarbeiten.

Geschäftsjahr 2021 geprägt durch Materialknappheit und Lieferengpässe

Das Jahr 2021 stellte die STIHL Organisation vor große Herausforderungen. Eine hohe Nachfrage nach unseren Produkten traf auf Versorgungsengpässe bei wichtigen Materialien. So war STIHL, wie auch andere Unternehmen, mit stark eingeschränkten Verfügbarkeiten und Lieferengpässen konfrontiert. Betroffen waren vor allem Bauteile aus Stahl, wie beispielsweise Stanz- und Drehteile oder ganze Baugruppen aus Stahl, Elektronikkomponenten und Kunststoffe. Aus Qualitäts- und Erprobungsgründen ist es nicht immer möglich, kurzfristig auf andere Werkstoffe umzustellen. Unsere Produktion und Materialwirtschaft konnten aber erfolgreich die Auswirkungen auf unsere Produktion und die Kundenversorgung so gering wie möglich halten. Dazu trugen auch unsere langjährigen und vertrauensvollen Beziehungen mit unseren Lieferanten bei.

Lieferantenmanagement

Wir haben es in der Hand, bei wem wir unsere Materialien, Komponenten und Dienstleistungen kaufen. Wir werden unsere zentralen Einkaufskriterien Preis, Qualität und Logistik um nachhaltigkeitsorientierte Aspekte ergänzen. Dafür hat der Bereich Qualitätssicherung 2020 das Projekt „Nachhaltige Lieferketten“ initiiert. Somit soll Nachhaltigkeit im STIHL Lieferantenmanagement zu einem integralen Bestandteil werden. Schon bei der (Vor-)Auswahl und beim Onboarding eines möglichen Lieferanten steht Nachhaltigkeit im Fokus: Unser Verhaltenskodex für Geschäftspartner ist ein obligatorischer Teil des Lieferantenvertrags. Bestehende Lieferanten werden mit einem internationalen Reportingsystem kontinuierlich begleitet, auditiert und wenn nötig bei ihrer Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit unterstützt. Sollte die jährliche Risikoanalyse aufzeigen, dass geforderte Nachhaltigkeitsaspekte nicht erfüllt wurden, werden korrektive Maßnahmen beim Lieferanten eingefordert. Führt dies zu keinem befriedigenden Ergebnis, kann als letzte Konsequenz die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten beendet werden. Für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in unseren Lieferketten haben wir 2021 angefangen, vor allem potenziell kritische Lieferketten zu analysieren. Die ersten drei Pilotlieferketten sind Magnesium, Kobalt und Textilien. Künftig werden wir jährlich drei tiefergehende Untersuchungen bei risikobehafteten Lieferketten durchführen und angemessene Verbesserungsprozesse daraus ableiten und umsetzen. Die Lieferketten der Mineralbeschaffung werden dabei mit Unterstützung der Responsible Minerals Initiative (RMI) analysiert. Wir sind der Initiative 2021 beigetreten, um den Bezug von Mineralien für unsere Produkte nachhaltiger zu gestalten. Die RMI mit über 400 Mitgliedsunternehmen ist eine branchenübergreifende Organisation, die sich weltweit für einen verantwortungsvollen Abbau von, Umgang mit und Einkauf von Mineralien engagiert.

Mit der Weiterentwicklung unseres Lieferkettenmanagements tragen wir zu dem Ziel für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen „Menschenwürdige Arbeit“ (SDG 8) bei, indem wir soziale Mindeststandards in unseren Lieferketten umsetzen und Themen wie Menschenrechte, Verbot von Kinderarbeit sowie faire und sichere Arbeitsbedingungen einfordern.

Das STIHL Lieferantenmanagement

Verhaltenskodex für Lieferanten

Um die Nachhaltigkeit in unseren Lieferketten weiter zu steigern, bedarf es der aktiven Mitwirkung unserer Lieferanten. Bereits 2015 haben wir einen Verhaltenskodex für unsere Zulieferer eingeführt, in dem wir unsere Grundsätze eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Wirtschaftens beschreiben. Von unseren Lieferunternehmen erwarten wir, dass sie sich ebenfalls im Einklang mit unseren Grundsätzen zur gesellschaftlichen Verantwortung verhalten. Der Verhaltenskodex basiert auf den Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen sowie der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Nun haben wir den Verhaltenskodex hinsichtlich Sozial-, Umwelt- und Governance-Aspekten überarbeitet. Mit seiner Aktualisierung und Erweiterung definiert er noch klarere Kriterien, an denen sich unsere Partner messen lassen müssen.

Neben der ausnahmslosen Einhaltung der Menschenrechte unter fairen und sicheren Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten fordert STIHL von seinen Zulieferern nun auch mehr Engagement im Umweltschutz. Der Fokus liegt dabei auf ressourcenschonendem Handeln, der Erfassung und Reduktion der Treibhausgasemissionen sowie der nachhaltigen Beschaffung von (Roh-)Materialien. Darüber hinaus regelt der Verhaltenskodex Bestimmungen, um konsequent Diskriminierung und Korruption vorzubeugen sowie Datenschutz zu gewährleisten. 45 Prozent1 unserer größten Lieferanten haben den STIHL Verhaltenskodex bereits unterzeichnet. Das Ziel ist, den neuen Verhaltenskodex bis Ende 2023 bei den Lieferanten der gesamten STIHL Gruppe zu implementieren. Dazu wird die globale STIHL Einkaufsorganisation entsprechend geschult. Um zu überprüfen, ob sich die Lieferanten an den Kodex halten, werden wir geeignete Kontrollmechanismen implementieren, wie zum Beispiel Selbstauskünfte und Audits.

1 Nur Produktionsgesellschaften, ohne die ZAMA Gruppe.

SustaiNet

Nachhaltige Lieferketten – aber wie? Wir haben mit sieben Partnerunternehmen, die alle vor ähnlich vielfältigen Herausforderungen stehen, ein Netzwerk gegründet – das SustaiNet. Durch regelmäßigen offenen Austausch auf Augenhöhe soll das Ziel, nachhaltige Lieferketten aufzubauen, schneller und wirksamer erreicht werden. Neben dem gemeinsamen Wissensaufbau werden monatlich Erfahrungen ausgetauscht und Fortschritte diskutiert. Die Erkenntnisse des SustaiNets fließen in die Arbeit in der Beschaffung ein, um die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zu erfüllen und nachhaltiges Handeln ins Tagesgeschäft zu integrieren.

Lang­strecke

STIHL und seine Lieferanten agieren im Einklang mit den geltenden Menschenrechten. Dies ist für uns stets eine Selbstverständlichkeit. Die Wirtschaftsingenieurin Sarah Kruner sorgt mit ihrem Projektteam dafür, dass entlang der Lieferketten bei STIHL Sozial- und Umweltstandards verankert und umgesetzt werden – von der Einhaltung der Menschenrechte über faire Arbeitsbedingungen bis zum Umweltschutz.

Frau Kruner, Sie leiten das Projekt „Nachhaltige Lieferketten“. Warum ist ein solches Projekt notwendig, und was sind die größten Herausforderungen?

Es gibt nicht verhandelbare soziale Mindeststandards, wie den Schutz von Menschenrechten. Aber auch ökologische Gesichtspunkte sind wichtig: Nur gemeinsam mit unseren Zulieferunternehmen können wir uns entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette umweltfreundlich und ressourcenschonend aufstellen. Mit unserem Projekt schaffen wir das Fundament dafür, diese Aspekte als Entscheidungskriterium in unsere täglichen Einkaufsprozesse und ins Lieferantenmanagement zu integrieren – einheitlich und gruppenweit. Jede Lieferkette bringt aber spezielle Herausforderungen mit sich, die es individuell anzugehen gilt. Denken Sie an die Beschaffung von Rohstoffen, wie Magnesium, und stellen Sie dem den Einkauf von Textilien für Schutzkleidung gegenüber – unterschiedlicher können unsere Lieferanten und Lieferketten kaum sein.

Wie gehen Sie diese Herausforderungen an?

Gerade nehmen wir drei sehr verschieden gelagerte Pilotlieferketten genau unter die Lupe und sammeln Erfahrungen hinsichtlich Transparenz, Risiko und Einflussmöglichkeiten. Mit den Erkenntnissen daraus können wir die richtigen Schwerpunkte für alle Facetten unserer Warengruppen setzen. Dabei hilft uns auch das von STIHL gegründete SustaiNet. Über den regelmäßigen Austausch und die gegenseitige Beratung mit anderen Unternehmen kommen wir gemeinsam zu Lösungen, schaffen Synergieeffekte und können unsere Einflussmöglichkeiten bündeln.

»Menschenrechte sind nicht verhandelbare Mindeststandards.«

Sarah Kruner
Abteilungsreferentin Prozessentwicklung Lieferantenqualität

Wo genau stehen wir gerade im Projekt, und was sind die nächsten Schritte?

Derzeit sind wir mitten in der Implementierung: Wir haben zum Jahreswechsel 2021/2022 unseren neuen, aktualisierten Verhaltenskodex eingeführt. Momentan schulen wir unsere Belegschaft sowieGeschäftspartnerinnen und Geschäftspartner dazu und bauen Multiplikatoren auf, sodass nachhaltige Beschaffung bei uns zur gelebten Praxis wird. Bei mehr als 10.000 Lieferanten passiert dies aber nicht von heute auf morgen, diesem Prozess muss man etwas Zeit geben.

Welche Rolle spielt dabei das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das ab 2023 verpflichtend wird?

Mit dem LkSG haben wir nun einen rechtlich bindenden Rahmen, der die Anforderungen an ein verantwortungsvolles Management von Lieferketten definiert. Wir orientieren uns mit unserem Projekt daran und setzen die Meilensteine entsprechend. Da wir uns bei STIHL schon lange mit nachhaltigen Lieferketten beschäftigen, werden wir durch das Gesetz nicht überrollt – ganz im Gegenteil, wir sind sehr gut auf die Einführung vorbereitet, und wir haben den Ehrgeiz, uns über diese neuen Anforderungen hinaus zu positionieren. Meiner Meinung nach ist es mit dem LkSG gelungen, einen starken Hebel bei den Lieferketten hin zu mehr Nachhaltigkeit anzusetzen und in der öffentlichen Debatte stärker zu sensibilisieren. Trotzdem halte ich es für wichtig, auf europäischer und nicht zuletzt globaler Ebene einen einheitlichen gesetzlichen Rahmen zu definieren.

Sie haben den Verhaltenskodex für Zulieferunternehmen überarbeitet und weiter detailliert. Was waren die ersten Reaktionen und Einschätzungen Ihrer Geschäftspartner?

Grundsätzlich wird die klare Formulierung der Anforderungen für eine Geschäftsbeziehung mit STIHL begrüßt, denn damit ist unsere Erwartungshaltung den Zulieferern gegenüber geklärt, und beide Seiten können sich für mehr Sicherheit und Planbarkeit auf den Kodex berufen. Dennoch ist uns bewusst, dass die Erfüllung des neuen Kodex bei einigen Lieferanten zunächst gewisse Investitionen und entsprechende wirtschaftliche Folgen mit sich bringt. Ernst gemeinte Anstrengungen unserer Partner erkennen wir deshalb an und erarbeiten gemeinsame Entwicklungspfade. Umgekehrt gibt es in unserem Lieferantennetzwerk auch bereits sehr nachhaltig aufgestellte Unternehmen, von denen wir noch etwas lernen können.

Die Eckpunkte des Lieferketten-
sorgfalts­pflichten­gesetzes
1

Das Ziel

Den Schutz grundlegender Menschenrechte und der Umwelt zu verbessern und insbesondere das Verbot von Kinderarbeit durchzusetzen.

2

Für wen gilt das Gesetz?

Ab 2023 für alle Unternehmen in Deutschland mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden.

3

Was sind die wichtigsten Kernpunkte?

Unternehmen müssen Verantwortung für ihre gesamte Lieferkette übernehmen, dabei sind die Anforderungen abgestuft nach dem eigenen Geschäftsbereich, unmittelbaren Zulieferern und mittelbaren Zulieferern.

4

Wie wird das Gesetz durchgesetzt?

Bei Verstößen gegen das Gesetz sind Bußgelder in Höhe von bis zu zwei Prozent des weltweiten Vorjahresumsatzes möglich. Bei schwerwiegenden Verstößen können Unternehmen bis zu drei Jahre von der öffentlichen Beschaffung ausgeschlossen werden.

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