Aus diesen selbst gesetzten Zielen und externen Anforderungen ergibt sich das Themenspektrum im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse. Im Zuge der Diskussion haben wir unseren Einfluss auf diese Themenfelder (Inside-out-Perspektive) und ihre Wesentlichkeit für die künftige Geschäftsentwicklung (Outside-in-Perspektive) bewertet. Bei der Inside-out-Perspektive ging es um unsere Auswirkungen auf ausgewählte Nachhaltigkeitsthemen, dabei wurden unter anderem Interviews mit knapp 20 externen Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen durchgeführt, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik- und Nichtregierungsorganisationen oder Geschäftspartner und Geschäftspartnerinnen. Im Rahmen der Outside-in-Bewertung haben wir eine Kundenbefragung in Deutschland, Frankreich, den USA und Neuseeland initiiert, die knapp 1.600 Antworten generiert hat, sowie Chancen und Risiken durch ein internes Projektteam durchleuchtet.
Im Ergebnis kristallisierten sich elf wesentliche Themen für STIHL heraus. Ein umfassender Bewertungsprozess ergab vier Umweltaspekte als wichtigste Themen: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft/Materialmanagement, Vermeidung von Umweltverschmutzung und Schutz der Biodiversität (vgl. Wesentlichkeitsmatrix).
Die elf Themen haben wir (mit Überschneidungen) drei strategischen Fokusfeldern zugeordnet. Diese lauten Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt. Sie bilden die Basis für die künftige Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie im Rahmen des Nachhaltigkeitsmanagements. Unsere Fokusfelder korrespondieren jeweils mit zwei SDGs: das Fokusfeld Ökosysteme mit SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und SDG 15 (Leben an Land), das Fokusfeld Kreisläufe mit SDG 12 (Nachhaltiger Konsum und Politik) und SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) sowie das Fokusfeld Sorgfalt mit SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) und SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen).
Strategische Fokusfelder
Nachhaltigkeitsmanagement
Wir haben damit begonnen, in den drei Fokusfeldern konkrete Ziele zu definieren, und sehen dies als fortlaufende Aufgabe an. Sie werden mit Leistungsindikatoren ausgestattet sein, mit denen wir unseren Erfolg künftig messen wollen. Dabei haben wir uns sowohl kurz- und mittelfristige Ziele gesetzt als auch Zielvorgaben mit einem längeren Zeithorizont identifiziert. Für die Operationalisierung der Ziele ist das Nachhaltigkeitsmanagement zuständig, konkret: der Nachhaltigkeitsbeauftragte und der Steuerkreis Nachhaltigkeit.
Organisatorisch obliegt dem Nachhaltigkeitsbeauftragen die fachliche Leitung des Steuerkreises Nachhaltigkeit. Dieser tagt quartalsweise. Er bereitet Vorstandsentscheidungen vor und gibt Empfehlungen. Im Steuerkreis wird zu allen Nachhaltigkeitsprojekten informiert und berichtet, und er stößt bei Bedarf neue Projekte an. Die Vorstände Personal und Recht, Produktion und Materialwirtschaft sowie Entwicklung nehmen permanent an den Sitzungen des Steuerkreises teil; die beiden erstgenannten agieren als Paten. Jedes Vorstandsressort ist durch eine Führungskraft aus der zweiten Ebene im Steuerkreis Nachhaltigkeit vertreten, verstärkt durch weitere Expertinnen und Experten aus dem Unternehmen. Der Nachhaltigkeitsbeauftrage ist im Ressort des Vorstands Personal und Recht angesiedelt. Er informiert regelmäßig und bei Bedarf ad hoc im Gesamtvorstand und Beirat zu allen strategisch relevanten Nachhaltigkeitsthemen.
Nachhaltigkeitsorganisation der STIHL Gruppe
Nachhaltigkeitsziele
In den drei Fokusfeldern Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt wurden bis Jahresende 2021 die folgenden Ziele abgestimmt – eine Weiterentwicklung im nächsten Berichtszeitraum ist vorgesehen. Die Ziele gliedern sich in kurzfristige Ziele (ein bis zwei Jahre) sowie langfristige Ziele (drei Jahre und länger).
Im Dialog mit Stakeholdern
STIHL ist in der Geschäftstätigkeit mit einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteure vernetzt. Bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie haben wir einige von ihnen direkt involviert – durch Befragungen und die aktive Teilnahme an Workshops. Andere waren indirekt vertreten, indem deren öffentlich bekannte Positionen berücksichtigt wurden.
Im Rahmen der ISO Zertifizierungen von Managementsystemen zu Qualität, Umwelt, Arbeitsschutz und Energie werden regelmäßig die Erwartungen und Anforderungen an STIHL erhoben und bewertet. Relevante Ergebnisse fließen in die Gestaltung von Produkten und Prozessen ein. Darüber hinaus stehen wir mit einem breiten Spektrum an Kommunikationsinstrumenten in ständigem Austausch mit den meisten Stakeholdern. Bei den Beschäftigten sind dies interne Kommunikationskanäle wie das Intranet, Betriebsversammlungen, Videobotschaften, Aushänge, Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterbefragungen und das betriebliche Vorschlagswesen. Mit privaten und gewerblichen Kundinnen und Kunden sowie dem Fachhandel kommunizieren wir über Befragungen, auf Messen und Kongressen, den Kundenservice, die Hotline, Social Media, die Website etc. Lieferanten werden über direkte Gespräche, Verhandlungen, Selbstauskünfte und Audits eingebunden, Behörden über persönliche Kontakte und die Beteiligung an Projekten, die Wissenschaft durch gezielte Kooperationen mit Hochschulen und Zusammenarbeit bei Projekten. Mit Nichtregierungsorganisationen arbeiten wir bei lokalen/regionalen Projekten direkt zusammen und unterstützen sie dabei auf vielfältige Weise. Über eine aktive Pressearbeit sowie unsere Website und dort gegebene Dialogmöglichkeiten stehen wir mit einem weiteren größeren Spektrum an Stakeholdern in Kontakt, wie etwa Medien und der allgemeinen Öffentlichkeit. Wir sind an einem aktiven Austausch und an Feedback interessiert, bemühen uns, alle seriösen Anliegen zufriedenstellend zu bedienen, und nutzen die Anregungen für die eigene Weiterentwicklung.
Stakeholder bei STIHL
Nachhaltigkeit ist ein Marathon
Dr. Michael Prochaska, STIHL Vorstand Personal und Recht, und Martin Schwarz, STIHL Vorstand Produktion und Materialwirtschaft, im Interview über Nachhaltigkeit bei STIHL und darüber, warum man für echte Veränderung einen langen Atem braucht.
Bei STIHL koordiniert seit kurzem ein Nachhaltigkeitsbeauftragter alle Themen rund um Nachhaltigkeit. Was gab den Ausschlag dafür?
DR. PROCHASKA Natur und Umwelt – damit ist STIHL untrennbar verbunden. Wir haben bei STIHL schon viel getan in Sachen Nachhaltigkeit, aber diese Aktivitäten waren in der STIHL Gruppe und den Ressorts nicht genügend koordiniert. Wir wollten daher die losen Enden zusammenbringen und allem eine strategische Ausrichtung geben. Das heißt, auch zu entscheiden, in welchen Feldern wir Akzente setzen wollen, und gleichzeitig Aktivitäten benennen, die wir künftig nicht mehr forcieren werden.
SCHWARZ Wir selbst, unsere Kundinnen und Kunden, unsere Beschäftigten und die Gesellschaft legen die Messlatte zu Recht immer höher. Auch die aktuelle Pandemie hat uns demonstriert, wie wichtig nachhaltige und damit widerstandsfähige Lieferketten in allen Aspekten sind.
»Wir wollen ›echte‹ Nachhaltigkeit, und das bedeutet, wir müssen nachhaltige Kriterien in allen Entscheidungsprozessen verankern.«
Martin Schwarz
Vorstand Produktion und Materialwirtschaft
Was wollen Sie mit der neuen Nachhaltigkeitsstrategie erreichen?
DR. PROCHASKA Wir haben drei strategische Fokusfelder – Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt – definiert, in denen wir uns jeweils bis 2030 ambitionierte Ziele gesetzt haben und somit klimaneutral, ressourcensparender und fairer arbeiten wollen. Dabei haben wir immer im Blick, die sogenannten drei „P“ in Einklang zu bringen: People, Planet, Profit1.
SCHWARZ Neben den schon bestehenden Projekten werden wir fortlaufend neue Themen aufgreifen, bewerten und priorisieren. Die Nachhaltigkeitsstrategie gibt als Orientierung dafür die Leitplanken vor. Damit werden wir nicht nur unsere Produkte und Prozesse, sondern auch STIHL im Ganzen als Unternehmen weiterentwickeln und unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken.
1 Zu Deutsch: Menschen, Umwelt, Gewinn.
»Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir dürfen uns nicht auf Erreichtem ausruhen.«
Dr. Michael Prochaska
Vorstand Personal und Recht
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung der Nachhaltigkeitsstrategie?
SCHWARZ Nachhaltigkeit bezieht sich auf alle Prozesse, Produkte und die gesamte Organisation. Wir wollen „echte“ Nachhaltigkeit, und das bedeutet, wir werden nachhaltige Kriterien in allen Entscheidungsprozessen verankern. Egal, ob wir neue Anlagen beschaffen oder Gebäude erweitern, ob wir neue Aufträge an Lieferanten vergeben oder neue Produkte entwickeln – für alles werden wir zukünftig noch stärker Nachhaltigkeitsaspekte miteinbeziehen. Das kostet natürlich auch Geld, aber langfristig zahlt sich das aus.
Wenn wir beispielsweise die Energieeffizienz steigern wollen, bedeutet das zunächst einmal Aufwand. Neben der CO2-Reduktion sparen wir langfristig damit aber Energiekosten.
DR. PROCHASKA Wir wollen außerdem intern einen Kulturwandel anstoßen und es schaffen, die Menschen bei STIHL für Nachhaltigkeit zu begeistern. Dabei braucht es Vorbilder – wir als Vorstand, aber auch alle anderen Führungskräfte müssen ein neues Bewusstsein vorleben. Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir dürfen uns nicht auf Erreichtem ausruhen, sondern müssen aus der Umsetzung kontinuierlich lernen und uns immer wieder neue Ziele setzen.
Die Strategie ist formuliert. Was sind nun die nächsten Schritte?
SCHWARZ Wir werden unsere laufenden Projekte zur Klimaneutralität, zur nachhaltigen Lieferkette und zum Schutz der Biodiversität weiter konsequent umsetzen. Bis 2023 werden wir dann konkrete Ziele für unsere internationalen STIHL Produktions- und Vertriebsgesellschaften ableiten.
DR. PROCHASKA Wir gehen bei der Umsetzung Schritt für Schritt vor. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie hilft uns dabei, uns nicht zu verzetteln. Bei allem gilt es, transparent zu sein und unsere Nachhaltigkeitsziele zu kommunizieren – sowohl nach innen wie auch nach außen. Das Familienunternehmen STIHL denkt nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Damit ist Nachhaltigkeit bereits in unserer DNA enthalten und mit diesem Weitblick handeln wir.
Mit der bewährten STIHL Qualität bieten wir unseren Kundinnen und Kunden ein breites Produktportfolio, bei dem bereits bei der ersten Produktidee Nachhaltigkeitsaspekte mitgedacht werden.