Unternehmen und Strategie

Von Waiblingen in die Welt

STIHL ist ein international agierendes Familienunternehmen mit nahezu 100 Jahre alten Wurzeln in der Forstwirtschaft. Im Mittelpunkt unseres Handelns standen schon immer der Mensch, die Natur und deren Kraft zu wachsen. Das treibt uns an und das wollen wir weiterhin fördern.

Die STIHL Gruppe ist ein weltweit führender Hersteller von Motorsägen und -geräten. Innovation, Know-how und Premiumqualität bilden seit der Unternehmensgründung durch Andreas Stihl bis heute die Basis unserer breiten und stetig wachsenden Produktpalette. Seit 1971 ist STIHL die meistverkaufte Motorsägenmarke weltweit.

Der Stammsitz der STIHL Gruppe befindet sich in Waiblingen (Baden-Württemberg). Von dort wirken wir rund um den Globus. Wir verfügen über einen internationalen Fertigungs- und Vertriebsverbund und sind mit 42 eigenen Vertriebs- und Marketinggesellschaften, rund 120 Importeuren und mehr als 55.000 Fachhändlern in über 160 Ländern aktiv. In unserem Produktionsverbund fertigen die STIHL Produktionsgesellschaften unterschiedliche Komponenten für andere Werke. Dieser internationale Produktionsverbund umfasst Werke in sieben Ländern: in Deutschland, Brasilien, Schweiz, Österreich, China, den USA und auf den Philippinen. Darunter befindet sich eine eigene Magnesiumgießerei in der Eifel, ein Sägekettenwerk in der Schweiz sowie der Vergaserhersteller ZAMA in Asien. In dieser Konstellation erreichen wir eine Wertschöpfungstiefe von über 50 Prozent.

Geschäftsmodell

Unsere Kernkompetenz besteht in der Entwicklung, der Fertigung und dem Vertrieb von handgetragenen motorbetriebenen Geräten für die Forst- und Landwirtschaft, die Landschaftspflege, die Bauwirtschaft und private Gartenbesitzer. Neben Motorsägen umfasst unser Produktprogramm zahlreiche weitere Geräte wie Motorsensen, Heckenscheren, Blas- und Sprühgeräte, Reinigungsgeräte, Trennschleifer, Bohrgeräte, Rasenmäher und Mähroboter. Außer auf benzin- und elektrobetriebene Geräte setzt STIHL seit 2009 auch verstärkt auf Akku-Technologie. 2021 betrug der Anteil von Akkus und Akku-Geräten am Gesamtabsatz rund 19 Prozent. Unser Sortiment wird ergänzt durch Betriebsstoffe, Zubehör und persönliche Schutzausrüstung. Wir unterstützen unsere Kundinnen und Kunden darüber hinaus mit digitalen Lösungen und Serviceangeboten. Unsere Tochtergesellschaften STIHL Magnesium-Druckguss in Weinsheim sowie ZAMA bedienen als einzige STIHL Gesellschaften auch Kundinnen und Kunden außerhalb des Unternehmensverbunds, wie zum Beispiel die Automobilindustrie.

STIHL entwickelt darüber hinaus auch nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodelle. Über unsere Corporate-Venture-Einheit STIHL Digital GmbH investieren und kooperieren wir mit Start-ups, wie beispielsweise Dryad und Fairown. Deren Innovationen können dabei helfen, zukunftsorientierte Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden zu entwickeln.

Beteiligung an innovativen Start-ups

Das START-UP DRYAD (Eberswalde, Deutschland) entwickelt ein System, das dazu dient, Waldbrände sehr frühzeitig zu erkennen. Grundlage sind solarbetriebene Sensoren und ein Funknetzwerk, das auch sehr große Waldgebiete fernab der üblichen Mobilfunknetze abdecken kann.

Das START-UP FAIROWN (Tallinn, Estland) unterstützt mit seiner Software eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. STIHL nutzt diese „Product-as-a-Service“-Lösung, um unseren Kundinnen und Kunden ein „All inclusive“-Angebot für bestimmte Produkte online anbieten zu können. Anstatt die Produkte zu kaufen, können sie gegen Zahlung eines monatlichen Beitrags genutzt werden.

Nachhaltiges Wirtschaften

Wir sind ein unabhängiges Familienunternehmen und handeln langfristig für Generationen – im Sinne des Unternehmens, unserer Kundinnen und Kunden, unserer Mitarbeitenden und der Gesellschaft. Zu unseren Maximen zählen seit jeher ein hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserer Belegschaft, der Gesellschaft und der Umwelt sowie eine konsequente Kundenorientierung.

Die Spitzenqualität unserer Produkte und Services soll unsere Kundinnen und Kunden nicht nur zufriedenstellen, sondern begeistern. Den Großteil unseres Umsatzes – rund 90 Prozent – erwirtschaften wir heute außerhalb von Deutschland. Unsere Kapitalstruktur mit einer Eigenkapitalquote von 70 Prozent ist sehr solide. Investitionen können wir grundsätzlich aus eigenen liquiden Mitteln tätigen; so bewahren wir unsere Unabhängigkeit. Wir wollen unsere Wertschöpfung langfristig steigern und somit unsere Wettbewerbsposition stärken, um auch in Krisen beständig zu bleiben und sichere Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Geschäftsjahr 2021

Die anhaltend hohe Nachfrage nach STIHL Produkten führte nach einem wachstumsstarken Jahr 2020 auch 2021 zu einem deutlichen Absatzwachstum sowohl im Benzin- als auch im Akku-Segment. Obwohl Rohstoffknappheit, Produktionsengpässe bei Lieferanten sowie begrenzte Transportkapazitäten weltweit die Lieferketten störten, konnte die STIHL Gruppe die Produktion weitgehend aufrechterhalten. Mit unseren mehr als 20.000 Mitarbeitenden erzielten wir einen Umsatz in Höhe von 5,06 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,58 Milliarden Euro). Das entspricht einem Plus von 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Unternehmensstruktur und -führung

Unsere Unternehmenskultur basiert auf Werten wie einer konsequenten Kundenorientierung, Respekt für Mensch und Umwelt und einer starken Innovationskraft. Wir sind auf eine verantwortungsvolle und nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensführung ausgerichtet. Alle STIHL Firmen, darunter das deutsche Stammhaus mit acht Werken sowie alle internationalen Produktions- und Vertriebsgesellschaften, sind unter dem Dach der STIHL Holding AG & Co. KG vereint. Das operative Geschäft der STIHL Gruppe wird seit 2002 von einem familienfremden Vorstand geführt, der aus sechs Mitgliedern besteht. Die Eigentümer treffen über den Beirat der STIHL Holding AG & Co. KG sowie den Aufsichtsrat der STIHL AG die strategischen Entscheidungen.

Der Beirat besteht aus acht Mitgliedern. Der Aufsichtsrat setzt sich aus zwölf Mitgliedern zusammen, dabei jeweils sechs für die Arbeitnehmer- und die Arbeitgeberseite. Vorsitzender des Beirats und Aufsichtsrats ist Dr. Nikolas Stihl, der den Vorsitz 2012 von seinem Vater Hans Peter Stihl übernommen hat. Hans Peter Stihl ist Ehrenvorsitzender beider Gremien und persönlich haftender Gesellschafter der STIHL Holding AG & Co. KG.

Risikomanagement

Als weitsichtig handelndes Unternehmen ist ein vorausschauendes Risikomanagement integraler Bestandsteil unserer Entscheidungs- und Geschäftsprozesse. Es stellt eines von vielen Steuerungs- und Kontrollsystemen dar, das die STIHL Gruppe zur Messung, Überwachung und Steuerung von Risiken nutzt. Die operativen Bereiche betreiben im Rahmen ihrer funktionalen Verantwortung ein individuelles Risikomanagement. Die identifizierten Unternehmensrisiken werden regelmäßig besprochen, bewertet und berichtet. Jährlich erfolgen zudem eine Überprüfung und Anpassung der möglichen Risikofelder, um neue und sich entwickelnde Risiken – zum Beispiel aus dem Klimawandel oder IT-Sicherheitsrisiken – frühzeitig zu identifizieren, zu bewerten und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dabei kommen weltweit einheitliche Bewertungsgrundsätze und Prozesse zum Einsatz, die im Regelwerk verankert sind. Organisatorisch wird das Risikomanagementsystem der STIHL Gruppe durch die Stabsabteilung „Interne Revision“ betreut, die direkt an den Vorstandsvorsitzenden berichtet. Das Risikomanagement liegt in der Verantwortung des Vorstands und wird regelmäßig an den Beirat kommuniziert. Gemeinsam wird über die Definition weiterer Unternehmensrisiken entschieden, die dann von den einzelnen Verantwortlichen nachgehalten werden. Jedes Risiko im Risikoinventar wird mit geeigneten Maßnahmen überwacht und abgesichert.

Compliance

Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben in allen Ländern, in denen wir aktiv sind, ist die Basis unseres Wirtschaftens. STIHL wendet sich ausdrücklich gegen Korruption und Bestechung. Unsere Werte sind in der STIHL Unternehmenskultur festgehalten. Diese gelten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Richtschnur für das eigene Handeln innerhalb des Unternehmens und nach außen.

Alle STIHL Gesellschaften verfügen über lokale Richtlinien, um die Gesetzeskonformität intern wie auch im Umgang mit Geschäftspartnern sicherzustellen, das heißt insbesondere, um Korruption und Interessenkonflikte effektiv zu unterbinden und Verstöße gegen das Kartellrecht zu vermeiden. Neue gesetzliche Vorgaben behalten wir durch kontinuierliches Monitoring im Blick und wir tauschen uns regelmäßig mit anderen Expertinnen und Experten dazu aus, zum Beispiel im Rahmen von Verbänden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden entsprechend den ihnen übertragenen Aufgaben regelmäßig geschult. Zur Minimierung des Korruptionsrisikos gelten bei STIHL Regelungen zur Funktionstrennung, Genehmigungsverfahren sowie das Vieraugenprinzip.

Alle operativen Compliance-Themen werden von einem Corporate Compliance Officer koordiniert. Der Corporate Compliance Officer berichtet an den Vorstand Personal und Recht und dient als erste Kontaktperson bei Fragestellungen zu Compliance. Er arbeitet eng mit den Bereichen Interne Revision, Risikomanagement und Recht zusammen.

Mit dem Ziel, unseren Geschäftsbetrieb weiterhin gesetzeskonform und in Einklang mit unseren Unternehmenswerten zu gestalten, entwickeln wir unser Compliance-Management-System mit den drei Kernelementen Vermeidung, Früherkennung und Reaktion permanent weiter. Mit diesem Ziel im Blick wurde zum Beispiel 2021 eine Compliance-Risikoanalyse im Stammhaus durchgeführt. Aus den ersten Ergebnissen wurden konkrete Maßnahmen abgeleitet, die nun sukzessive umgesetzt werden. Die Durchführung der Compliance-Risikoanalyse ist 2022 für die gesamte STIHL Gruppe geplant. Die Compliance-Risikoanalyse wird künftig regelmäßig durchgeführt.

Als wichtiger Baustein zur Vermeidung von Compliance-Verstößen dient ein umfangreicher Verhaltenskodex, der 2021 für die Mitarbeitenden der STIHL Gruppe erarbeitet worden ist, 2022 eingeführt wird und detailliert Themen rund um die Compliance regelt. Als weitere Präventionsmaßnahme wird das Schulungskonzept mit Fokus auf die Themen Korruptionsbekämpfung und Kartellrecht sowie den neuen STIHL Verhaltenskodex weiterentwickelt. Dieses Schulungsprogramm wird für alle Mitarbeitenden verpflichtend sein und für Beschäftigte aus besonders exponierten Fachbereichen entsprechend vertieft. Darüber hinaus wurde in Deutschland ein Hinweisgebersystem implementiert, das 2022 gruppenweit ausgerollt werden soll. Über das Hinweisgebersystem können Beschäftigte, Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner oder Dritte begründete Verdachtsfälle auch anonym melden.

Die STIHL Gruppe hat im Berichtszeitraum in einem Auskunftsverfahren mit dem Bundeskartellamt zusammengearbeitet. Dabei geht es um eine Klausel, die in der Vergangenheit in einigen Verträgen zwischen der für den deutschen Markt zuständigen STIHL Vertriebsgesellschaft und STIHL Fachhändlern verwendet wurde.

STIHL und seine Mitarbeitenden engagieren sich in unterschiedlichen Verbänden und Initiativen. Einige ausgewählte Beispiele für Deutschland:

  • EUROMOT – European Association of Internal Combustion Engine Manufacturers (Brüssel)
  • DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag (Berlin)
  • IHK – Industrie und Handelskammer Region Stuttgart
  • Südwestmetall – Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie (Baden-Württemberg)
  • UVSH – Unternehmerverband Südhessen (Darmstadt)
  • VDMA – Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (Frankfurt a.M.)
  • vem.die arbeitgeber – Arbeitgeberverband Rheinland-Pfalz (Koblenz)

Nachhaltigkeit als Strategie

Klimawandel, Artensterben, Plastikmüll, Flüchtlingsströme – in den vergangenen Jahren haben viele derartige Themen die Nachrichtenlage bestimmt. Expertinnen und Experten prophezeien nun auch die Zunahme von Zoonosen, das heißt vom Tier auf den Menschen übertragbaren Krankheiten, wie Covid-19, deren Ursprung unter anderem im verantwortungslosen Umgang des Menschen mit gefährdeten Arten gesehen wird.

Probleme wie diese zeigen, dass wir so, wie wir leben und wirtschaften, nicht weitermachen können. Denn ungelöst fallen diese Probleme früher oder später auf den Menschen zurück und sind dann unter Umständen nicht mehr rückgängig zu machen.

Als Unternehmen, das traditionell mit der Natur verbunden ist und von der Natur lebt, machen uns diese Entwicklungen sehr betroffen. STIHL hat deshalb beschlossen, das bestehende Nachhaltigkeitsengagement des Unternehmens zu intensivieren und noch strategischer auszurichten. Dafür wurde 2021 die Position eines Nachhaltigkeitsbeauftragten geschaffen und ein Steuerkreis Nachhaltigkeit eingerichtet (siehe Abschnitt „Nachhaltigkeitsmanagement“). Seitdem haben wir intensiv daran gearbeitet, die seit 2016 bestehende Nachhaltigkeitspolitik von STIHL zu einer geschäftlich relevanten Nachhaltigkeitsstrategie weiterzuentwickeln.

Die Strategie wurde über einen Zeitraum von mehreren Monaten unter Einbezug interner und externer Stakeholder entwickelt, im Oktober 2021 im Vorstand diskutiert und im Dezember 2021 durch den Beirat beschlossen.

Wesentliche Themen

Ziel der Strategie ist es, die vielen bestehenden Nachhaltigkeitsaktivitäten zu bündeln und ihnen zusätzlichen deutlichen Anschub zu geben. Denn wir wollen einen messbaren Beitrag zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen leisten. Die 17 Ziele wurden im Jahr 2015 im Rahmen der Agenda 2030 von der Weltgemeinschaft verabschiedet und sollen bis 2030 in zentralen Fragen der nachhaltigen Entwicklung spürbare Verbesserungen bringen.

Als Unternehmen ist es uns wichtig, dass wir unseren Beitrag dort einbringen, wo wir Expertise mitbringen und Einflussmöglichkeiten haben. Um diese zu identifizieren, haben wir in einem mehrmonatigen Dialogprozess unsere spezifischen Herausforderungen und Handlungsoptionen analysiert. Gleichzeitig wollen wir uns mit strategisch ausgewählten Fokusfeldern in der Öffentlichkeit positionieren. Mit den daraus abgeleiteten Maßnahmen werden nicht zuletzt auch neue gesetzliche Anforderungen erfüllt, wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Deutschland und die geplante Corporate Sustainability Reporting Directive der Europäischen Kommission. Es war uns wichtig, dass die Analysen zu tragfähigen strategischen Ansätzen für die Ausrichtung des Geschäfts bei STIHL führen. Die Nachhaltigkeitsstrategie ist für uns daher kein Selbstzweck, sondern bildet eine wesentliche Komponente unserer Unternehmensstrategie und richtet sie auf eine nachhaltige Zukunft aus.

Wesentlichkeitsmatrix

Aus diesen selbst gesetzten Zielen und externen Anforderungen ergibt sich das Themenspektrum im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse. Im Zuge der Diskussion haben wir unseren Einfluss auf diese Themenfelder (Inside-out-Perspektive) und ihre Wesentlichkeit für die künftige Geschäftsentwicklung (Outside-in-Perspektive) bewertet. Bei der Inside-out-Perspektive ging es um unsere Auswirkungen auf ausgewählte Nachhaltigkeitsthemen, dabei wurden unter anderem Interviews mit knapp 20 externen Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen durchgeführt, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik- und Nichtregierungsorganisationen oder Geschäftspartner und Geschäftspartnerinnen. Im Rahmen der Outside-in-Bewertung haben wir eine Kundenbefragung in Deutschland, Frankreich, den USA und Neuseeland initiiert, die knapp 1.600 Antworten generiert hat, sowie Chancen und Risiken durch ein internes Projektteam durchleuchtet.

Im Ergebnis kristallisierten sich elf wesentliche Themen für STIHL heraus. Ein umfassender Bewertungsprozess ergab vier Umweltaspekte als wichtigste Themen: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft/Materialmanagement, Vermeidung von Umweltverschmutzung und Schutz der Biodiversität (vgl. Wesentlichkeitsmatrix).

Die elf Themen haben wir (mit Überschneidungen) drei strategischen Fokusfeldern zugeordnet. Diese lauten Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt. Sie bilden die Basis für die künftige Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie im Rahmen des Nachhaltigkeitsmanagements. Unsere Fokusfelder korrespondieren jeweils mit zwei SDGs: das Fokusfeld Ökosysteme mit SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und SDG 15 (Leben an Land), das Fokusfeld Kreisläufe mit SDG 12 (Nachhaltiger Konsum und Politik) und SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) sowie das Fokusfeld Sorgfalt mit SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) und SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen).

Strategische Fokusfelder

Nachhaltigkeitsmanagement

Wir haben damit begonnen, in den drei Fokusfeldern konkrete Ziele zu definieren, und sehen dies als fortlaufende Aufgabe an. Sie werden mit Leistungsindikatoren ausgestattet sein, mit denen wir unseren Erfolg künftig messen wollen. Dabei haben wir uns sowohl kurz- und mittelfristige Ziele gesetzt als auch Zielvorgaben mit einem längeren Zeithorizont identifiziert. Für die Operationalisierung der Ziele ist das Nachhaltigkeitsmanagement zuständig, konkret: der Nachhaltigkeitsbeauftragte und der Steuerkreis Nachhaltigkeit.

Organisatorisch obliegt dem Nachhaltigkeitsbeauftragen die fachliche Leitung des Steuerkreises Nachhaltigkeit. Dieser tagt quartalsweise. Er bereitet Vorstandsentscheidungen vor und gibt Empfehlungen. Im Steuerkreis wird zu allen Nachhaltigkeitsprojekten informiert und berichtet, und er stößt bei Bedarf neue Projekte an. Die Vorstände Personal und Recht, Produktion und Materialwirtschaft sowie Entwicklung nehmen permanent an den Sitzungen des Steuerkreises teil; die beiden erstgenannten agieren als Paten. Jedes Vorstandsressort ist durch eine Führungskraft aus der zweiten Ebene im Steuerkreis Nachhaltigkeit vertreten, verstärkt durch weitere Expertinnen und Experten aus dem Unternehmen. Der Nachhaltigkeitsbeauftrage ist im Ressort des Vorstands Personal und Recht angesiedelt. Er informiert regelmäßig und bei Bedarf ad hoc im Gesamtvorstand und Beirat zu allen strategisch relevanten Nachhaltigkeitsthemen.

Nachhaltigkeitsorganisation der STIHL Gruppe

Nachhaltigkeitsziele

In den drei Fokusfeldern Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt wurden bis Jahresende 2021 die folgenden Ziele abgestimmt – eine Weiterentwicklung im nächsten Berichtszeitraum ist vorgesehen. Die Ziele gliedern sich in kurzfristige Ziele (ein bis zwei Jahre) sowie langfristige Ziele (drei Jahre und länger).

Im Dialog mit Stakeholdern

STIHL ist in der Geschäftstätigkeit mit einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteure vernetzt. Bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie haben wir einige von ihnen direkt involviert – durch Befragungen und die aktive Teilnahme an Workshops. Andere waren indirekt vertreten, indem deren öffentlich bekannte Positionen berücksichtigt wurden.

Im Rahmen der ISO Zertifizierungen von Managementsystemen zu Qualität, Umwelt, Arbeitsschutz und Energie werden regelmäßig die Erwartungen und Anforderungen an STIHL erhoben und bewertet. Relevante Ergebnisse fließen in die Gestaltung von Produkten und Prozessen ein. Darüber hinaus stehen wir mit einem breiten Spektrum an Kommunikationsinstrumenten in ständigem Austausch mit den meisten Stakeholdern. Bei den Beschäftigten sind dies interne Kommunikationskanäle wie das Intranet, Betriebsversammlungen, Videobotschaften, Aushänge, Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterbefragungen und das betriebliche Vorschlagswesen. Mit privaten und gewerblichen Kundinnen und Kunden sowie dem Fachhandel kommunizieren wir über Befragungen, auf Messen und Kongressen, den Kundenservice, die Hotline, Social Media, die Website etc. Lieferanten werden über direkte Gespräche, Verhandlungen, Selbstauskünfte und Audits eingebunden, Behörden über persönliche Kontakte und die Beteiligung an Projekten, die Wissenschaft durch gezielte Kooperationen mit Hochschulen und Zusammenarbeit bei Projekten. Mit Nichtregierungsorganisationen arbeiten wir bei lokalen/regionalen Projekten direkt zusammen und unterstützen sie dabei auf vielfältige Weise. Über eine aktive Pressearbeit sowie unsere Website und dort gegebene Dialogmöglichkeiten stehen wir mit einem weiteren größeren Spektrum an Stakeholdern in Kontakt, wie etwa Medien und der allgemeinen Öffentlichkeit. Wir sind an einem aktiven Austausch und an Feedback interessiert, bemühen uns, alle seriösen Anliegen zufriedenstellend zu bedienen, und nutzen die Anregungen für die eigene Weiterentwicklung.

Stakeholder bei STIHL

Nachhaltig­keit ist ein Marathon

Dr. Michael Prochaska, STIHL Vorstand Personal und Recht, und Martin Schwarz, STIHL Vorstand Produktion und Materialwirtschaft, im Interview über Nachhaltigkeit bei STIHL und darüber, warum man für echte Veränderung einen langen Atem braucht.

Bei STIHL koordiniert seit kurzem ein Nachhaltigkeitsbeauftragter alle Themen rund um Nachhaltigkeit. Was gab den Ausschlag dafür?

DR. PROCHASKA Natur und Umwelt – damit ist STIHL untrennbar verbunden. Wir haben bei STIHL schon viel getan in Sachen Nachhaltigkeit, aber diese Aktivitäten waren in der STIHL Gruppe und den Ressorts nicht genügend koordiniert. Wir wollten daher die losen Enden zusammenbringen und allem eine strategische Ausrichtung geben. Das heißt, auch zu entscheiden, in welchen Feldern wir Akzente setzen wollen, und gleichzeitig Aktivitäten benennen, die wir künftig nicht mehr forcieren werden.

SCHWARZ Wir selbst, unsere Kundinnen und Kunden, unsere Beschäftigten und die Gesellschaft legen die Messlatte zu Recht immer höher. Auch die aktuelle Pandemie hat uns demonstriert, wie wichtig nachhaltige und damit widerstandsfähige Lieferketten in allen Aspekten sind.

»Wir wollen ›echte‹ Nachhaltigkeit, und das bedeutet, wir müssen nachhaltige Kriterien in allen Entscheidungsprozessen verankern.«

Martin Schwarz
Vorstand Produktion und Materialwirtschaft

Was wollen Sie mit der neuen Nachhaltigkeitsstrategie erreichen?

DR. PROCHASKA Wir haben drei strategische Fokusfelder – Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt – definiert, in denen wir uns jeweils bis 2030 ambitionierte Ziele gesetzt haben und somit klimaneutral, ressourcensparender und fairer arbeiten wollen. Dabei haben wir immer im Blick, die sogenannten drei „P“ in Einklang zu bringen: People, Planet, Profit1.

SCHWARZ Neben den schon bestehenden Projekten werden wir fortlaufend neue Themen aufgreifen, bewerten und priorisieren. Die Nachhaltigkeitsstrategie gibt als Orientierung dafür die Leitplanken vor. Damit werden wir nicht nur unsere Produkte und Prozesse, sondern auch STIHL im Ganzen als Unternehmen weiterentwickeln und unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken.

1 Zu Deutsch: Menschen, Umwelt, Gewinn.

»Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir dürfen uns nicht auf Erreichtem ausruhen.«

Dr. Michael Prochaska
Vorstand Personal und Recht

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung der Nachhaltigkeitsstrategie?

SCHWARZ Nachhaltigkeit bezieht sich auf alle Prozesse, Produkte und die gesamte Organisation. Wir wollen „echte“ Nachhaltigkeit, und das bedeutet, wir werden nachhaltige Kriterien in allen Entscheidungsprozessen verankern. Egal, ob wir neue Anlagen beschaffen oder Gebäude erweitern, ob wir neue Aufträge an Lieferanten vergeben oder neue Produkte entwickeln – für alles werden wir zukünftig noch stärker Nachhaltigkeitsaspekte miteinbeziehen. Das kostet natürlich auch Geld, aber langfristig zahlt sich das aus.

Wenn wir beispielsweise die Energieeffizienz steigern wollen, bedeutet das zunächst einmal Aufwand. Neben der CO2-Reduktion sparen wir langfristig damit aber Energiekosten.

DR. PROCHASKA Wir wollen außerdem intern einen Kulturwandel anstoßen und es schaffen, die Menschen bei STIHL für Nachhaltigkeit zu begeistern. Dabei braucht es Vorbilder – wir als Vorstand, aber auch alle anderen Führungskräfte müssen ein neues Bewusstsein vorleben. Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir dürfen uns nicht auf Erreichtem ausruhen, sondern müssen aus der Umsetzung kontinuierlich lernen und uns immer wieder neue Ziele setzen.

Die Strategie ist formuliert. Was sind nun die nächsten Schritte?

SCHWARZ Wir werden unsere laufenden Projekte zur Klimaneutralität, zur nachhaltigen Lieferkette und zum Schutz der Biodiversität weiter konsequent umsetzen. Bis 2023 werden wir dann konkrete Ziele für unsere internationalen STIHL Produktions- und Vertriebsgesellschaften ableiten.

DR. PROCHASKA Wir gehen bei der Umsetzung Schritt für Schritt vor. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie hilft uns dabei, uns nicht zu verzetteln. Bei allem gilt es, transparent zu sein und unsere Nachhaltigkeitsziele zu kommunizieren – sowohl nach innen wie auch nach außen. Das Familienunternehmen STIHL denkt nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Damit ist Nachhaltigkeit bereits in unserer DNA enthalten und mit diesem Weitblick handeln wir.

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Produkte und Innovation

Mit der bewährten STIHL Qualität bieten wir unseren Kundinnen und Kunden ein breites Produktportfolio, bei dem bereits bei der ersten Produktidee Nachhaltigkeitsaspekte mitgedacht werden.

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