Produkte und Innovation

Schwäbischer Erfindergeist als Innovationsmotor

Unser Anspruch als Technologieführer war schon immer, den Menschen die Arbeit in und mit der Natur zu erleichtern. Dafür stehen das Unternehmen und die Marke STIHL seit fast 100 Jahren. Mit der bewährten STIHL Qualität bieten wir unseren Kundinnen und Kunden ein breites Produktportfolio rund um Benzin-, Elektro- und Akku-Geräte, bei dem bereits bei der ersten Produktidee Nachhaltigkeitsaspekte mitgedacht werden.

SDG 9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur

Schon Firmengründer Andreas Stihl legte großen Wert sowohl auf die stetige Weiterentwicklung der STIHL Produkte als auch auf die Erweiterung des Portfolios. 1959 revolutionierte er die Waldarbeit mit der Markteinführung der STIHL Contra, der ersten getriebelosen Benzin-Motorsäge. Ausgehend von den technischen Grundlagen der Contra entwickelte STIHL die Motorsäge stetig weiter. Ob das Antivibrationssystem, das 1965 erstmals in die Contra eingebaut wurde, die Quick-Stop-Kettenbremse, Katalysatoren oder technologische Entwicklungen zur Abgasreduzierung: Aspekte rund um Umweltschutz, Leistung, Reparierbarkeit, Arbeitskomfort und -sicherheit standen immer im Mittelpunkt. Zu den jüngsten Innovationen aus unserem Haus zählen beispielsweise die STIHL MS 881, die als leistungsstärkste Serien-Motorsäge der Welt als einzige ihrer Leistungsklasse die Vorgaben der aktuellen EU-Abgasnormen einhält, oder die STIHL MSA 300, die derzeit leistungsstärkste Akku-Motorsäge auf dem Markt, die besonders leise und lokal ohne Emissionen arbeitet. Daneben treiben wir die Entwicklung digital vernetzter Produkte und digitaler Services für Privat- und Profianwenderinnen und -anwender voran.

STIHL Produkte zeichnen sich seit jeher durch eine besonders lange Lebensdauer, Reparierbarkeit und eine hohe Qualität aus und tragen damit zur Ressourcenschonung bei. Unsere Maschinen sind auf eine hohe Anzahl an Betriebsstunden ausgelegt. In der Praxis ist damit die Verwendung über mehrere Nutzergenerationen hinweg keine Seltenheit. Unsere geschulten Fachhändlerinnen und Fachhändler gewährleisten die fachgerechte Wartung und – wenn nötig – die Reparatur unserer Geräte. Werkzeuge wie Sägeketten können nachgeschärft werden und damit über eine lange Lebensdauer eine herausragende Sägeperformance erzielen. Mit dem patentierten Hexa-Schneidsystem ermöglichen wir seit kurzem auch weniger geübten Anwenderinnen und Anwendern das einfache Nachschärfen der Sägekette. Ersatzteile sind für mindestens zehn Jahre nach Serienauslauf verfügbar, in vielen Fällen deutlich länger. Durch Innovationen bleiben wir Marktführer. Wir verfügen über eine hohe Entwicklungstiefe und verfolgen bei unseren Technologien und Produkten den Anspruch, diese umfassend zu verstehen. Dies fordern wir auch von unseren Lieferanten, denn nur so können wir die gewünschte STIHL Premiumqualität sicherstellen. Unser internationales und interdisziplinäres Entwicklungsteam sorgt dafür, dass unsere Produkte die bestmögliche Kombination aus Leichtbau und Haltbarkeit vereinen – so erhalten unsere Kundinnen und Kunden ein optimales, langlebiges Produkt, das nicht nur die gesetzlichen Vorschriften und Normen beispielsweise in Bezug auf Verbrauch, Abgas oder Lärm erfüllt, sondern diese Anforderung teils deutlich übertrifft.

Ausgezeichnete Qualität

Die bewährte STIHL Qualität ist ein zentrales Markenversprechen. Alle STIHL Produkte stehen für Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Unseren Premiumanspruch setzen wir unter anderem durch vielfältige und oftmals eigens entwickelte, anwendungsorientierte Prüftechniken um. Sie umfassen unter anderem Prüfungen der Stahlzusammensetzung zum Verhalten unterschiedlicher Legierungen, außerdem Vibrations- und Schalltest sowie andere Haltbarkeits- und Qualitätsprüfungen, Sägekettentest, Störungssimulationen, Werkstoffprüfungen und chemisch-physikalische Prüfungen unserer selbst entwickelten Betriebsstoffe.

Forschung und Entwicklung (F&E)

Am Stammsitz in Waiblingen arbeiten über 700 Ingenieurinnen und Ingenieure, Technikerinnen und Techniker verschiedener Disziplinen in unserem zentralen Entwicklungszentrum daran, bestehende STIHL Technologien zu verbessern oder neue zu entwickeln. Die weltweiten STIHL Gesellschaften bilden die Basis für die Nähe zu den Märkten und zu unseren Produktionsstandorten: Die Gesamtverantwortung für alle F&E-Aktivitäten liegt beim Vorstand Entwicklung im deutschen Stammhaus. Neben der zentralen Produktentwicklung in Deutschland wurden weltweit in den Produktionszentren Entwicklungsingenieurinnen und Entwicklungsingenieure für die Industrialisierung und lokale Entwicklung über gemeinsame Systeme und Projekte miteinander vernetzt. Allen gemeinsam ist, dass sie die strengen Auflagen unserer STIHL Produktentstehungsprozesse erfüllen müssen, die in unserem internen Regelwerk definiert sind.

In jüngster Zeit sorgen immer strengere Abgas- und Emissionsvorschriften für Verbrennungsmotoren vor allem für einen Innovationsschub im Akku-Segment. Mit dem Ziel im Blick, unsere gesamte Wertschöpfungskette langfristig klimaneutral zu gestalten, liegt ein wichtiger Hebel in der Anwendungsphase unserer Produkte (siehe Kapitel Umwelt). Unsere F&E-Aktivitäten konzentrieren sich daher einerseits auf die weitere Optimierung unserer Verbrennungsmaschinen, zum anderen bauen wir unser Know-how in der Akku-Entwicklung stetig aus. Wir wollen im Benzin-Segment unsere führende Marktstellung behaupten, weitere Potenziale, beispielsweise durch CO2-arme Kraftstoffe, heben und gleichzeitig unsere Position mit Akku-Produkten kontinuierlich ausbauen.

Mit unseren F&E-Aktivitäten tragen wir zu dem Unterziel „Wissenschaftliche Forschung verbessern und technologische Kapazitäten ausbauen“ der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bei. Damit leisten wir einen Beitrag, eine nachhaltige Industrialisierung zu fördern und Innovationen zu unterstützen (SDG 9).

Digitalisierung von Produkten und Prozessen

Seit einigen Jahren beschäftigt sich STIHL intensiv mit den Chancen und Möglichkeiten der zunehmenden Digitalisierung. So können zum Beispiel die Nutzung und Auswertung von Daten („Big Data“) zu einer effizienter gesteuerten Produktion beitragen. Auch der Vertrieb und die Anwendung der STIHL Geräte, beispielsweise beim Kraftstoff- oder Stromverbrauch, können auf dieser Basis weiter optimiert werden. Mithilfe von Betriebsdaten können Produkte außerdem konstruktiv so verbessert werden, dass die Qualität und Zuverlässigkeit noch weiter gesteigert werden. Big Data können somit indirekt zur Langlebigkeit der Produkte und zu einem ressourcenschonenderen Umgang mit den eingesetzten Materialien beitragen.

Elektronikkompetenz

Außer mit der Digitalisierung beschäftigen wir uns auch intensiv mit Robotik, Sensorik und Künstlicher Intelligenz. Seit 2016 verfügen wir in Waiblingen über ein hochmodernes Kompetenzzentrum für Akku- und Elektrotechnologie. Im Jahr 2021 haben wir gemeinsam mit der Elrad International Group mit der Gründung des Joint Ventures ZE Electronic Manufacturing Services Ltd. zur Herstellung elektronischer Baugruppen einen weiteren Baustein unserer Akku-Strategie gelegt und unsere Elektronikkompetenz gesteigert. Unsere Innovationskraft spiegelt sich nicht zuletzt in rund 2.500 Patenten. Um die Innovationskraft zu stärken und auszubauen, führen wir Kooperationen mit wissenschaftlichen Instituten und Entwicklungspartnern und bieten regelmäßig wissenschaftliche Arbeiten in Kooperation mit Hochschulen an.

Kreislaufwirtschaft

In der STIHL Nachhaltigkeitsstrategie spielt das Fokusfeld Kreisläufe eine zentrale Rolle. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zielt darauf ab, den Ressourceneinsatz und die Abfallproduktion zu minimieren. Dies kann durch mehrere Aspekte erreicht werden. Zum einen tragen Langlebigkeit und Reparierbarkeit zur Ressourcenschonung bei. Die Mehrfach- und Wiederverwendung (Reuse bzw. Refurbishing) von Produkten können grundsätzlich ebenfalls einen wichtigen Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft leisten. Dies wollen wir unter anderem mit neuen Gesellschaftsmodellen erreichen, die unter anderem auf Lösungen wie „Product as a Service“ setzen (siehe Abschnitt „Geschäftsmodell“). Defekte oder unbrauchbare Produkte können im letzten Schritt recycelt werden. Insbesondere bei unseren Akku-Produkten steht dieses Thema im Fokus. Unser Fachhandel nimmt entsprechend den gesetzlichen Vorgaben portable Altbatterien zurück und führt diese in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Entsorgern in den jeweiligen Ländern dem Recycling zu.

Zu 100% recyclebar

Wenn es um das Thema Ressourcenschonung beim Einsatz von Rohstoffen geht, ist das STIHL Magnesium-Druckgusswerk in der Eifel Vorreiter in unserem Produktionsverbund. Das Druckgusswerk fertigt mehr als 600 unterschiedliche Produkte aus Magnesium und verarbeitet täglich mehrere Tonnen des Werkstoffs, der rund ein Drittel leichter ist als Aluminium. Das Besondere an Magnesium: Der Werkstoff ist unbegrenzt recyclebar. Rund 4.000 Tonnen pro Jahr können in der hauseigenen Rückschmelze ohne Qualitätsverlust gegenüber dem Primärmaterial eingeschmolzen und aufbereitet werden.

Im Sinne der Kreislaufwirtschaft wollen wir unsere Prozesse und Produkte noch weiterentwickeln, um Ressourcen zu schonen. Bei der Entwicklung von Neuprodukten liegt ein besonderes Augenmerk darauf, Komponenten einzusetzen, die recyclingfähig sind. Unsere Produkte sollen so weit wie möglich wiederverwertbar sein. Dabei streben wir eine stoffliche Verwertungsquote von über 85 Prozent nach ISO 17341 an. 2022 wollen wir eine Potenzialanalyse durchführen und daraus konkrete Ziele für die Steigerung des Anteils an Sekundärrohstoffen ableiten. Bis 2023 soll darüber hinaus eine Machbarkeitsstudie für ein vollständig kreislaufgeführtes Produkt (Herstellung und Anwendung) durchgeführt werden.

Produktsicherheit

Die Sicherheit unserer Kundinnen und Kunden bei der Arbeit mit unseren Geräten ist essenziell. Die Berücksichtigung technischer Normen, des Standes der Technik und rechtlicher Vorgaben bildet die Grundlage für unsere Produkte. STIHL ist fester Bestandteil der weltweiten ISO- und IEC-Sicherheitsnormung und sorgt so für die konsequente Weiterentwicklung der Sicherheitsanforderungen. Häufig werden so STIHL interne Erkenntnisse zu Festigkeiten von Schutzen und Griffen oder auch zu elektronischen Schaltungen und Sensoren zum internationalen Standard erhoben und das Wissen auch anderen zur Verfügung gestellt. Als Technologieführer blicken wir stolz auf zahlreiche Innovationen, die STIHL auf den Markt gebracht hat und die einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Kundensicherheit leisten. Bereits 1964 haben wir als erster Hersteller angefangen, unsere Motorsägen mit einem Antivibrationsgriff anzubieten. Wenn es darum geht, die Sicherheit unserer Produkte auch im Vertrieb im Blick zu behalten, bietet der Fachhandel die Möglichkeit für eine angemessene Produkteinweisung oder Sicherheitsschulungen für Anwenderinnen und Anwender. Dies gilt auch beim Kauf in unseren STIHL eigenen Online-Shops.

Ein kleiner Einblick in nachhaltige Produktentwicklungen

Grüne Kraft- und Betriebsstoffe

Um die Ökobilanz der Produkte in der Anwendungsphase zu verbessern, erforscht STIHL neuartige Treibstoffe. Das Ziel dabei ist, klimaschädliche Emissionen bei der Verbrennung deutlich zu reduzieren (Scope-3-Emissionen, vgl. Kapitel Umwelt). Unsere Entwickler arbeiten an synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, bei denen dem ursprünglich erdölbasierten Kraftstoff synthetisch oder biogen hergestellte Rohstoffe hinzugefügt werden. Schon heute bieten wir mit STIHL MotoMix einen eigens entwickelten Kraftstoff an. 2022 kommt mit STIHL MotoMix ECO eine neue Kraftstoffgeneration auf den Markt, mit der gegenüber dem bisherigen MotoMix eine weitere Verringerung der CO2-Emission um acht Prozent erzielt werden kann. Für den Betrieb unserer Maschinen entwickeln wir außerdem die passenden Betriebsstoffe inhouse. Das STIHL Multioil Bioplus, das als vielseitiges Schmiermittel eingesetzt werden kann, besteht zu 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen und ist zu 90 Prozent biologisch abbaubar.

Schleuderarmes Schneidwerkzeug

Um das Risiko von Schäden durch aufgewirbelte Steinchen oder Splitt bei der Grünflächenpflege zu reduzieren, hat STIHL eine neuartiges Schneidsystem entwickelt, den Reziprokator. Das schleuderarme Schneidwerkzeug verfügt über zwei gegenläufig oszillierende Messer. Dieses System eignet sich damit optimal für das Zurückschneiden von Unkraut und Gras im innerstädtischen Bereich und kann dazu beitragen, den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln zu minimieren.

Faktor Zeit

Im Garten- und Landschaftsbau sind Werkzeuge wichtige Helfer im Arbeitsalltag. Worauf es dabei ankommt und welche Aspekte in Sachen Nachhaltigkeit ihm wichtig sind, erklärt Felix Blies, geschäftsführender Gesellschafter der GARTENconcept. GmbH in Stuttgart.

Herr Blies, Ihre tägliche Arbeit als Garten- und Landschaftsbauer ist sehr abwechslungsreich, und Sie benötigen viele verschiedene Geräte. Was haben Sie immer dabei?

Es gibt nicht das eine Gerät, das man immer braucht. Dafür ist mein Tätigkeitsfeld zu vielseitig. Es ist eher so, dass immer bestimmte Kombinationen von Geräten gebraucht werden. Wenn ich beispielsweise eine Hecke schneide, benötige ich neben einer Heckenschere auch einen Laubbläser. Bei der Gehölzpflege wiederum wirken Astschere und Motorsäge zusammen.

Welche Ansprüche stellen Sie ganz grundsätzlich an Ihre Arbeitsgeräte und welche Rolle spielen Nachhaltigkeitsaspekte dabei?

Von meinen Geräten erwarte ich eine hohe und konstante Schnittleistung, auch nach langer Nutzungsdauer im täglichen Einsatz. Mein Ziel ist es, Geräte einzusetzen, die nicht nach kurzer Zeit ersetzt werden müssen. Das halte ich im Übrigen auch für wenig nachhaltig. Darum ist es auch wichtig, dass die Gerätehersteller ein dichtes Netz an Fachhändlern haben, bei denen die Maschinen regelmäßig gewartet und repariert werden können. Ich muss mich auf meine Werkzeuge verlassen können – das ist das A und O. Wir nutzen seit langem Geräte von STIHL – damit haben wir bisher gute Erfahrungen gemacht.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Weiterentwicklungen bei Arbeitsgeräten würden Sie sich wünschen?

Da ich Akku-Geräte hinsichtlich des Gesundheitsschutzes ganz klar bevorzuge, würde ich mir wünschen, dass sie noch leichter werden. Auch sehr nützlich wäre ein Stecksystem für Heckenscheren, bei dem man Schwerter einfach und flexibel wechseln kann. Für einen groben Rückschnitt wird nämlich ein anderes Schwert gebraucht als für einen präzisen Formschnitt. Beide Maßnahmen ließen sich dann mit nur einem Gerät umsetzen – das wäre auch in Sachen Ressourcenschonung sinnvoll.

Biodiversität fördern

Als Familienunternehmen, dessen Wurzeln im Forst liegen, ist STIHL untrennbar mit der Natur verbunden. Unsere Produkte sind für die Arbeit mit und in der Natur gemacht, und wir sind uns der besonderen Verantwortung gegenüber sensiblen Ökosystemen bewusst. Deren Schutz ist uns deshalb ein zentrales Anliegen und stellt aus gutem Grund ein wesentliches Fokusfeld in unserer Nachhaltigkeitsstrategie dar.

SDG 15 - Leben an Land

Die biologische Vielfalt ist die Lebensgrundlage unseres Planeten. Zur Biodiversität gehört aber nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme. Für ein gesundes Ökosystem müssen alle Elemente im Gleichgewicht sein, sonst gerät der sensible Kreislauf durcheinander. Damit auch die Anwenderinnen und Anwender unserer Produkte die Biodiversität im Blick behalten, bieten wir entsprechende Unterstützung zur Handhabung – in Form der Bedienungsanleitungen sowie durch Tipps und Empfehlungen auf unserer Website und über den Fachhandel. Diese Inhalte wollen wir künftig intensivieren und 2022 weitere Kommunikationsmaßnahmen ausarbeiten.

Mehr Fokus auf biodiversitätsfreundliche Produkte

Wir wollen das Zusammenspiel der Ökosysteme noch besser verstehen. Dazu arbeiten wir mit Universitäten und Institutionen zusammen, etablieren Kooperationen und suchen den fachlichen Austausch mit Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet. Erkenntnisse daraus fließen kontinuierlich sowohl in die Produktentwicklung und Modellpflege als auch in die Produkt- und Kundenkommunikation ein. So haben wir beispielsweise 2020 in einer wissenschaftlichen Arbeit in Kooperation mit der Universität Hohenheim den Einfluss von Mährobotern auf den Lebensraum Rasen untersucht. Die Studienergebnisse bieten konkrete Empfehlungen für Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer, die wir über eine aktive Pressearbeit der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt haben. Mit Forscherinnen und Forschern der Universität Oxford sind wir in einem fachlichen Austausch über technische Lösungen, die das Risiko von Mährobotern für Kleintiere, wie Igel, reduzieren können.

Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie planen wir ein Biodiversitätskonzept für spezifische Kundengruppen. Dazu haben wir 2021 ein Projekt initiiert mit dem Ziel, zu untersuchen, welche Herausforderungen in einer biodiversen Flächenbewirtschaftung liegen. Eines der Themen ist, wie sich die Umsetzung neuer gesetzlicher Auflagen beziehungsweise die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union auf Kommunen und Forstbetriebe auswirkt. Das Projekt führen wir in Zusammenarbeit mit dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) und den drei Kommunen Losheim am See (Saarland), Pirmasens (Rheinland-Pfalz) und Waiblingen (Baden-Württemberg) durch.

Gemeinsam soll analysiert werden, welche Potenziale eine biodiversitätsoptimierte Flächenbewirtschaftung hat und wie ein Unternehmen wie STIHL hierbei mit Produkten und Dienstleistungen unterstützen kann. Bei der Auswahl der Projektpartner hat sich STIHL bewusst für die Zusammenarbeit mit drei Kommunen entschieden, die unterschiedliche ökonomische und ökologische Ausgangslagen, aber gleiche Anforderungen haben. Die Kommunen nehmen im Projekt eine wichtige Rolle ein, da sie praxisnahe Erkenntnisse bei der Analyse und Ableitung von Maßnahmen liefern und STIHL dadurch wertvolle Einsichten für eine Weiterentwicklung der Produktpalette im Sinne der Biodiversität gewähren. Im Rahmen dieses Projekts erfolgen in einem ersten Schritt die Analyse unserer Produkte und die Erstellung von Steckbriefen für die wichtigsten Produktgruppen, die Aufschluss über deren positive oder negative Auswirkungen auf die Biodiversität geben. Hierbei fließen auch die Meinungen unabhängiger Expertinnen und Experten ein. Fachleute und Interessenverbände steuern weitere wesentliche Aspekte zu dieser Analyse bei. Das Projekt ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren ausgelegt.

Mehr Biodiversität bei STIHL vor Ort

Neben unserer Produktpalette wollen wir an unseren eigenen Standorten mit gutem Beispiel vorangehen und die biologische Vielfalt ausbauen. Dazu wollen wir 2022 mit einem unternehmensweiten Biodiversitätscheck starten, der dann auch auf unsere Lieferkette ausgeweitet werden kann.

Unsere Maßnahmen leisten einen Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die den Erhalt der biologischen Vielfalte anstreben, um somit die Landökosysteme zu schützen (SDG 15).

Biodiversität als Innovationstreiber

Bunte Vielfalt

Biodiversität beginnt vor der Haustür. Das Bewusstsein in den Städten und Gemeinden für das Thema steigt, denn im kommunalen Umfeld gilt es, unterschiedlichste Flächen zu bewirtschaften. Hier liegt eine große Chance, diese Areale nicht nur für Bienen und andere Insekten attraktiver zu machen. Eine Rundreise durch drei deutsche Kommunen.

Dem idyllischen Stausee verdankt die Gemeinde ihren Namen.

Losheim am See
Saarland

Die Gemeinde Losheim am See liegt eingebettet in den Naturpark Saar-Hunsrück und erstreckt sich über eine Fläche von rund 97 Quadratkilometern. Dank des namensgebenden Stausees, vielfach prämierter Wanderwege und der landschaftlich reizvollen Lage im Schwarzwälder Hochwald mit weitläufigen Buchenmischwäldern, idyllischen Talauen und Bachläufen ist Losheim am See ein beliebtes Ausflugs- und Reiseziel. Um die Pflege des Stauseegeländes mit Seegarten, der Parkanlagen und sonstigen Grünflächen sowie des Verkehrsbegleitgrüns und der Friedhofsflächen kümmert sich das Grünflächenteam des Baubetriebshofs in enger Abstimmung mit dem Fachbereich „Umwelt und Gemeindeentwicklung“. Die Beschäftigten halten auch das Wander- und Radwegenetz von Losheim am See in Stand. Für den Kommunalwald mit Ruheforst sind zwei Revierleiter und ein Team aus Forstwirten zuständig. Werner Ludwig, Leiter des Fachbereichs „Umwelt und Gemeindeentwicklung“, betont, was ihm bei der Pflege und Bewirtschaftung dieser unterschiedlichen Gebiete wichtig ist: „Wir als Gemeinde müssen beim Erhalt und bei der Förderung der Biodiversität auf unseren kommunalen Flächen mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb arbeiten die Beschäftigten in den Fachbereichen Umwelt, Waldmanagement und Baubetriebshof stets Hand in Hand, um praktikable Lösungen zu finden.“

»Unser Ziel ist: die Vereinbarkeit von effizienter Bewirtschaftung und Pflege mit Natur- und Artenschutz.«

Werner Ludwig
Fachbereichsleiter „Umwelt und Gemeindeentwicklung“ in Losheim am See

Pirmasens
Rheinland-Pfalz

In der westpfälzischen Sieben-Hügel-Stadt Pirmasens beschäftigt man sich seit langem mit einem nachhaltigen Grünflächenmanagement und wurde dafür bereits mit dem „Spar-Euro“ und dem Siegel „StadtGrün naturnah“ ausgezeichnet. Die Stadt verfügt über rund 100 Hektar Grün, Spiel- und Sportflächen, deren Pflege auch mit Kosten verbunden ist. Um diese möglichst niedrig zu halten und gleichzeitig für ein schönes Landschaftsbild zu sorgen, hat die Stadt verschiedene Maßnahmen ergriffen, die nun jährlich Personal- und Energiekosten von rund 100.000 Euro einsparen. Im Rahmen der eigenen Biodiversitätsstrategie verleiht Pirmasens seinem Grünflächenkonzept immer wieder neue Impulse; an einer eigens gebildeten Arbeitsgruppe beteiligten sich Vertreterinnen und Vertreter unter anderem von Naturschutz- und Umweltverbänden sowie Schulen und Kindergärten, Mitarbeitende des Garten- und Friedhofsamts, Kommunalpolitiker sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger. Thomas Iraschko, Leiter des Wirtschafts- und Servicebetriebs der Stadt Pirmasens, erklärt: „Die Gestaltung des öffentlichen Raums nach naturnahen Konzepten geht immer einher mit einem Umdenken in Verwaltung, Politik und Bürgerschaft. In Pirmasens ist es uns gelungen, ein überzeugendes ‚grünes Paket‘ zu schnüren, mit dem wir Aktionen zur Nachhaltigkeit fördern. Möglich wurde dies nicht zuletzt über das enge Zusammenspiel städtischer Institutionen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern unserer Stadt.“

Bürgerbeteiligung wird in Pirmasens großgeschrieben.

Waiblingen
Baden-Württemberg

Im Süden Deutschlands ist Waiblingen Teil einer pulsierenden Metropolregion und wichtiger Industriestandort. Zentrale Verkehrsachsen wie die Bundesstraßen B 14 und B 29 sowie der ÖPNV stellen die Anbindung der Kreisstadt des Rems-Murr-Kreises innerhalb der Region Stuttgart sicher. Die Stadt erstreckt sich, eingerahmt von Weinbergen, entlang der Rems. Nicht zuletzt für eine höhere Lebensqualität will man in Waiblingen mit einer eigenen Biodiversitätsstrategie die Lebensräume heimischer Tier- und Pflanzenarten erhalten. Denn früher häufig anzutreffende Arten wie Rebhuhn oder Kiebitz sind hier weitgehend verschwunden. Die Kommune engagiert sich gemeinsam mit lokalen Naturschutzorganisationen seit vielen Jahren für die Artenvielfalt: Die Aktionen reichen vom Anlegen von Wildblumenflächen über Biotopvernetzungen, die Verteilung von kostenlosem Saatgut und die Wiederherstellung von Trockenmauern in Steillage-­Weinbergen bis hin zum Wettbewerb „Naturnaher Garten“. Auch durch die Remstal-Gartenschau, die sich 2019 als erste interkommunale Gartenschau Deutschlands durch 16 Städte und Gemeinden entlang der Rems zog, stieg das Bewusstsein der Bevölkerung für Biodiversität nochmals deutlich. Jörg Kist von der Abteilung Grünflächen führt aus: „Der Artenschutz ist eine Daueraufgabe. Wir setzen unsere Biodiversitätsstrategie deshalb konsequent fort, auch durch Projekte an Schulen und Kitas, wie beispielsweise Naturerlebniswochen und das Anlegen von Schulgärten. So kann bei Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein für die Natur geweckt und gefördert werden.“

Im Bieneninformationshaus in Waiblingen erfährt man allerlei Wissenswertes.

Vielfalt fördern

Der Forstwissenschaftler Prof. Dr. Jörg Müller beschäftigt sich im Rahmen seiner Forschung mit Biodiversität, Waldökologie und Naturschutz. Er ist stellvertretender Leiter der Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald und führt das Sachgebiet Naturschutz und Forschung. An der Universität Würzburg leitet er den Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie.

Herr Prof. Dr. Müller, Sie forschen unter anderem zum Schutz der biologischen Vielfalt in unseren Wäldern. Warum ist Biodiversität denn so wichtig?

MÜLLER Seit Anbeginn der Menschheit ist die Vielfalt der Ökosysteme, Arten und Gene für unsere Existenz wichtig. Schon die frühen menschlichen Siedlungen waren Regionen mit vielfältigen Lebensräumen wie Weidegründen und Flüssen, die Nahrung und Trinkwasser lieferten. Und auch heute basiert zum Beispiel mindestens die Hälfte der Produkte in einem Lebensmittelladen auf unterschiedlichen Enzymen von Pilzen, die die Vielfalt unserer Nahrungsmittel ausmachen. Oder denken Sie – gerade während der aktu­ellen Pandemie – an Medikamente. Wir entziehen uns also unsere eigene Lebensgrundlage, wenn wir bestimmte Dinge verlieren. Man kann das natürlich quantifizieren und zum Beispiel die Bestäubungsleistung von Wildbienen in Euro berechnen. Ich bin aber kein Freund davon, alles in Cent und Euro anzugeben.

Wo und wie äußert sich heute der Verlust der Artenvielfalt?

MÜLLER Darauf gibt es keine einfache Antwort, und es hängt davon ab, welche Indikatoren man betrachtet. Den Spitzenprädatoren ist es noch nie so gut gegangen wie jetzt: Es hat zum Beispiel in den letzten 100 Jahren nie so viele Wölfe und Luchse in Deutschland gegeben wie derzeit. Wenn man allerdings die Wälder betrachtet, hat hier mit dem Einzug der kommerziellen Forstwirtschaft schon vor 100 bis 150 Jahren ein Artensterben eingesetzt. Aus Sicht der damaligen Zeit vollkommen berechtigt – Holz war knapp und man musste in wenigen Jahrzehnten produktiver werden –, aber bestimmte Holzkäfer sind dadurch selten geworden. Zum Glück hat sich hier in den letzten 30 Jahren wieder Vieles zum Besseren gewendet, weil sich das Bewusstsein gewandelt hat. Auf der anderen Seite spitzt sich im Agrar- und Siedlungsbereich vieles zu. Wir versiegeln einfach zu viel Fläche, hier müsste das Ausgleichsflächengesetz konsequent als Chance umgesetzt werden. Auch der Einsatz von Pestiziden ist in den letzten 30 Jahren nochmals deutlich gestiegen. Damit entziehen und schädigen wir die Lebensgrundlage für viele Arten.

Schadet ein bewusster Eingriff in die Natur immer, und sollte man ihr besser ihren sprichwörtlichen Lauf lassen?

MÜLLER Es gibt auch hier kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist, dass man in gewissen Situationen eine Eigendynamik zulässt und zumindest immer wieder die Frage stellt: „Wo ziehen wir uns zurück?“. Zurückhaltung ist immer angebracht, wenn die Natur im jetzt bestehenden Ökosystem eine hohe Dynamik zeigt. Bestes Beispiel ist der Nationalpark Bayerischer Wald. Als wir vor vielen Jahren entschieden haben, den Wald vermeintlich dem Borkenkäfer zu opfern und das laufen zu lassen, war das eine unpopuläre Entscheidung. Heute wissen wir, dass das hinsichtlich der Vielfalt der Ökosysteme und der Arten ein absoluter Gewinn war. Es gibt aber auch den anderen Fall. Ein Laubwald zum Beispiel, der vom Mensch homogenisiert wurde, hat praktisch keine Dynamik mehr, dort passiert hinsichtlich Strukturvielfalt fast nichts. Das ist dann der Moment, wo ein aktiver Eingriff auf jeden Fall förderlich für die Biodiversität ist.

In der Broschüre „Naturschutz mit der Kettensäge“1, an der Sie als einer von acht Autoren mitgewirkt haben, werden praktische Tipps vermittelt, wie solche Strukturen und Lebensräume im Wirtschaftswald angelegt und gefördert werden können. Worauf kommt es dabei an?

1 Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

MÜLLER Im ersten Moment erscheint der Naturschutz mit der Kettensäge widersprüchlich. Tatsächlich ist es aber so, dass die Natur viele Ereignisse im Wald produziert, bei denen ein Baum verletzt wird: Ein Ast bricht ab, der Blitz schlägt ein, der Sturm wirft einen Baum um. All diese Störereignisse fördern die Vielfalt. So kann beispielsweise eine Wunde am Baum entstehen, in die Pilze eindringen und deshalb dann später seltene Käfer. Viele dieser Störereignisse kann man mit Maschinen nachahmen. Den Arten ist es letztlich egal, ob das ein menschlicher Eingriff war oder der Blitz. Das können wir uns zu Nutze machen und unsere strukturarmen Wäldern mittleren Alters anreichern. Sei es durch die Schaffung von Totholz, das Entlichten von Baumkronen oder vieles mehr.

Kann man Ihre Erkenntnisse aus dem Wald und der Forstwirtschaft auf andere Bereiche übertragen? Wie ist es denn um die Biodiversität im kommunalen Umfeld bestellt?

MÜLLER Der Charme städtischer Grünanlagen liegt darin, dass sie keine ökonomische Produktionsfläche sind. Dort muss weder Raps noch Mais noch Fichtenholz produziert werden. Tatsächlich ist das eine Besonderheit, denn dadurch lastet auf den Bäumen oder auf den Gehölzpflanzen nicht der Druck der Holzproduktion. Deshalb finden sich heute zum Beispiel im Regensburger Stadtpark mehr Urwaldreliktarten-Käfer als in all unseren naturnah bewirtschafteten Wäldern drumherum. Einfach, weil die Bäume dort alt werden dürfen und regelmäßig gepflegt werden, damit sie sicher bleiben und keine Spaziergänger gefährdet werden. Wie gesagt, durch diese pflegenden Eingriffe können vielfältige Strukturen entstehen und solche Flächen zu einem anziehenden zweiten Lebensraum machen. In den Kommunen besteht oft ein hohes Interesse daran, dies zu fördern.

Kann ein urban geprägtes Umfeld denn einen natürlichen Lebensraum ersetzen?

MÜLLER Das Spannende ist, dass die Arten relativ hemmungslos sind. Sie sind strukturabhängig. Wo die Struktur ist und wie sie da hinkommt, ist ihnen letztendlich egal. Nehmen Sie den Wanderfalken als Beispiel, der in der Großstadt den Kirchturm als Ersatzstelzen nutzt. Das hat mit Natur nichts zu tun und ist ein unnatürlicher Lebensraum für ihn. Am Ende müssen wir aber doch froh sein, dass viele Arten lernen, unsere künstliche geschaffenen Objekte zu nutzen und mit uns zu leben, nachdem wir moderne Menschen so viele natürliche Lebensräume kaputt machen.

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