Verantwortungsvolles Unternehmertum verpflichtet uns gleichermaßen im Unternehmen und in der Lieferkette. STIHL will mit seinen mehr als 10.000 Lieferanten eine Partnerschaft pflegen, die auf geteilten Werten und Zielen fußt. Dafür erwarten wir hohe Standards in der Zusammenarbeit, bieten aber auch Unterstützung, um diese gemeinsam zu erreichen.
2024 gab es keine wesentlichen Änderungen an der Organisation unserer Beschaffung. Die Hauptverantwortung für das Einkaufsnetzwerk liegt beim STIHL Stammhaus, das die Strategie für die gesamte Gruppe vorgibt. So steuern wir unsere Bedarfe zentral und garantieren eine effiziente Versorgung mit Rohstoffen und Materialien.
Interne Richtlinien und Standards bestimmen unsere Einkaufsstrategie, indem sie einheitliche Prozesse und Beschaffungsprinzipien vorgeben. Der Bereichsleiter Einkauf, der an den Vorstand Produktion und Materialwirtschaft berichtet, entwickelt sie mit den zuständigen Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern sowie den Einkaufsleiterinnen und Einkaufsleitern der Produktionsgesellschaften. Beschaffungsteams aus Einkauf, Qualitätsmanagement und Beschaffungslogistik sind dafür verantwortlich, dass die Strategie in der gesamten Gruppe umgesetzt wird und unsere Beschaffungsprinzipien befolgt werden.
Sogenannte Commodity-Managerinnen und ‑Manager steuern alle Aktivitäten bezüglich einzelner Warengruppen. Unsere Lead-Buyer pflegen den Kontakt zu Lieferanten. Sie wählen gemeinsam mit den Commodity-Verantwortlichen die Zulieferer für einzelne Waren innerhalb der Warengruppen aus und verhandeln die Konditionen. Commodity-Buyer vervollständigen die Struktur: Sie ergänzen die Beschaffungsstrategie für Warengruppen um spezifische Anforderungen und Kriterien regionaler Märkte.
Als weltweit agierendes Unternehmen kauft STIHL grundsätzlich auch weltweit ein. Im Produktionsverbund ist es unser Ziel, Rohstoffe und Vorkomponenten möglichst auf dem Kontinent zu beschaffen, auf dem sie verarbeitet werden, um die Transportwege und die CO2-Emissionen zu minimieren.
(nur Produktionsgesellschaften) – Werte gerundet
Auf dem Beschaffungsmarkt beschafft STIHL ein breites Portfolio, dazu zählen zum Beispiel Rohmaterialien und Komponenten aus den Bereichen Metall und Kunststoff sowie diverse Komponenten aus dem elektronischen und elektromechanischen Bereich. Viele zentrale Bauteile unserer Geräte produziert STIHL daraus selbst. Mit dieser überdurchschnittlichen Fertigungstiefe sichern wir unser Know-how in zentralen Technologiebereichen und unseren hohen Qualitätsanspruch. Den größten Anteil an unseren indirekten Bedarfen machen Betrieb, Wartung und Reparatur unserer Anlagen, IT-Dienste sowie Fachdienstleistungen aus.
nach Materialart¹ – Werte gerundet
In der Fertigung wollen wir möglichst ressourcenschonend agieren. 2022 haben wir einen Strategieprozess für den Einsatz von Rohstoffen, die aus Umweltsicht kritisch sind, angestoßen und im Berichtsjahr abgeschlossen. Für jede der drei definierten Produktgruppen (Magnesium, Akku-Zellen, Textilien) haben wir Einzelmaßnahmen zum weiteren Vorgehen festgelegt. Um unser Wissen zu vertiefen sowie zu teilen und uns zu vernetzen, ist STIHL der International Magnesium Association beigetreten. Zudem haben wir einen unserer Magnesiumlieferanten auditiert, für weitere Zulieferer sind Audits geplant. Bezüglich Akku-Zellen nutzen wir die Projekterkenntnisse, um die EU-Batterieverordnung (BattVO) im Unternehmen umzusetzen. Für Textilien werden wir neue Anforderungen in unsere Commodity-Strategie integrieren. Übergeordnet arbeiten wir derzeit an einer Vorlage (Template) für Commodity-Strategien in allen Bereichen.
Darüber hinaus haben wir uns den Anforderungen im Zusammenhang mit Lieferkettenmanagement, Rohstoffbeschaffung und Stoffverboten gewidmet. Wir wollen umweltkritische Rohstoffe entweder ersetzen oder unersetzbare möglichst nachhaltig beschaffen. Auf potenziell schädliche Prozesschemikalien wollen wir nicht nur in unserer Produktion, sondern mittelfristig auch in unserer Lieferkette weitestgehend verzichten. Zu unseren Projekten in diesem Zusammenhang zählt der Aufbau eines gruppenweiten Chemikalienmanagements für Produktionsprozesse.
Die Nachhaltigkeit unserer Lieferkette hängt entscheidend davon ab, mit welchen Zulieferern wir zusammenarbeiten. Zur gezielten Auswahl hat STIHL die Einkaufskriterien Preis, Qualität und Logistik um Nachhaltigkeitsaspekte ergänzt. Die Grundlagen dafür hat der Bereich Qualitätsmanagement im Projekt „Nachhaltige Lieferketten“ von 2020 bis Ende 2022 geschaffen. Seit Anfang 2023 ist Nachhaltigkeit fester Bestandteil des STIHL Lieferantenmanagements.
Ein Meilenstein des Projekts war die Risikoexpositionsanalyse aller Lieferanten, aus der notwendige Vorsorgemaßnahmen abgeleitet werden konnten. Die Klassifikation erfolgte in den vier Risikokategorien Low, Medium, High und Extreme. Zudem haben wir eine cloudbasierte Plattform eingeführt, über die wir die Konformität unserer Lieferanten mit den relevanten Nachhaltigkeits- und Compliance-Standards überprüfen und überwachen. Diese Plattform soll die Transparenz unserer Zulieferer erhöhen. Sie ist derzeit im Stammhaus und in allen Produktionsgesellschaften im Einsatz.
Im Berichtsjahr hat der Plattformanbieter die Inhalte der Fragebögen zu Umweltschutz, Menschen- und Arbeitsrechten, Korruptions- und Bestechungsbekämpfung, Arbeitssicherheit und Verantwortung in der Lieferkette angepasst, damit sie noch besser auf Regularien wie das LkSG abgestimmt sind. Intern hat STIHL ein Reporting-Tool aufgebaut, um allen Mitarbeitenden aus der Beschaffung einen Zugang zu der Plattform zur Verfügung zu stellen. Wir laden alle Serienzulieferer auf die Plattform ein, ebenso Nicht-Serienlieferanten, bei denen wir ein bestimmtes Einkaufsvolumen überschreiten, sowie Zulieferer, die wir einer erhöhten Risikokategorie zuordnen. Bis Ende 2024 hatten rund 80 Prozent der Eingeladenen Angaben auf der Plattform gemacht.
Nachhaltigkeit ist schon für die (Vor-)Auswahl und das Onboarding von Zulieferern zentral: Der Verhaltenskodex für Geschäftspartner ist ein Pflichtteil aller Lieferantenverträge (vgl. Abschnitt „Verhaltenskodex für Lieferanten“). Für bestehende Lieferanten haben wir ein internationales Reportingsystem etabliert, in das unter anderem deren Angaben auf unserer internen Plattform einfließen. Wir auditieren Lieferanten systematisch und unterstützen sie, falls nötig, dabei, unsere Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen. In Fällen, wo dies nicht gelingt, bemühen wir uns nach dem Prinzip „Befähigung vor Rückzug“ zunächst im Dialog mit dem Zulieferer darum, konkrete Veränderungen umzusetzen. Hat das keinen Erfolg, kann STIHL die Zusammenarbeit beenden. Verstöße durch unsere Lieferanten übermitteln wir im Rahmen des LkSG-Berichts an das BAFA.
Seit 2021 engagiert sich STIHL im SustaiNet, einem Unternehmensnetzwerk mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit in der Lieferkette. 2024 stand die Regulatorik im Fokus, etwa die Wirksamkeitsprüfung gemäß LkSG, die EU-Vorgaben zur Nachhaltigkeits-berichterstattung, und die Frage, wie diese effizient in die Organisation integriert werden kann. Auch zu Nachhaltigkeitsaudits bei Lieferanten fand ein Austausch statt.
2024 hat sich zudem unser internes Sustainable-Supply-Chain-Netzwerk (SSC) verfestigt. Im SSC hat sich eine Gemeinschaft aus Nachhaltigkeitsinteressierten gebildet, die das Thema in den Beschaffungsabteilungen und Produktionsgesellschaften vorantreibt. In regelmäßigen Meetings tauschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem zum komplexen regulatorischen Umfeld aus. Im Berichtsjahr waren die Verantwortlichen auch mit einschlägigen Gesetzen wie dem Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) oder der EU-Entwaldungsverordnung EUDR beschäftigt. Obwohl einige dieser Gesetze bereits in Kraft sind oder bald treten werden, fehlen Handreichungen, die Unternehmen wie STIHL erst eine rechtssichere Umsetzung ermöglichen. Darüber hinaus wurden das STIHL eigene Nachhaltigkeitsaudit gemeinsam weiterentwickelt und Bewertungsstandards definiert.
Unser Lieferantenmanagement trägt zum Erreichen des UN-Nachhaltigkeitsziels Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8) bei, indem wir soziale Mindeststandards umsetzen und Themen wie die Achtung der Menschenrechte, das Verbot von Kinderarbeit sowie faire und sichere Arbeitsbedingungen einfordern.
Beim Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette erwarten wir die aktive Unterstützung unserer Lieferanten. Unser Verhaltenskodex für Zulieferer besteht seit 2015 und beschreibt die STIHL Grundsätze eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Wirtschaftens. 2021 haben wir den Kodex mit Bezug auf Sozial-, Umwelt- und Governance-Aspekte überarbeitet: Er enthält nun noch klarere Kriterien, die für unsere Partner maßgeblich sind und nach denen wir sie beurteilen.
Der Verhaltenskodex legt die Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen sowie der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zugrunde und wurde vom Vorstand verabschiedet. Darin fordern wir von unseren Zulieferern nicht nur, die Menschenrechte einzuhalten und faire sowie sichere Arbeitsbedingungen sicherzustellen. STIHL verpflichtet sie auch zu aktivem Umweltschutz wie beispielsweise zu ressourcenschonendem Handeln. Ebenfalls enthalten sind Bestimmungen, wie Lieferanten Diskriminierung und Korruption vorbeugen sowie Datenschutz gewährleisten sollen. Wir aktualisieren ihn regelmäßig, damit er stets veränderten eigenen und gesetzlichen Anforderungen genügt.
Zum Ende des Berichtsjahres hatten alle Mitglieder des SSC-Netzwerks Schulungen zu den Inhalten und der Anwendung des Kodex durchlaufen. Im nächsten Schritt ist geplant, alle Mitarbeitenden in Einkauf und Qualitätssicherung für Lieferanten zu schulen sowie Lieferanten gezielt zu sensibilisieren.
Wir kontrollieren das Nachhaltigkeitsengagement unserer Lieferanten auf verschiedenen Wegen. Dazu gehören unsere interne Plattform, der Verhaltenskodex und Nachhaltigkeitsaudits: Diese sind eine Voraussetzung im Freigabeprozesses für neue Lieferanten und ebenso Teil des Requalifikationsaudits für bestehende Zulieferer. Starkes ökologisches und soziales Engagement unserer Zulieferer honoriert STIHL auch öffentlich: 2024 haben wir zum zweiten Mal einen unserer Partner als „Nachhaltigkeitslieferanten des Jahres“ geehrt.